Für die nachhaltige Produktion von Milch und Fleisch sind gut bewirtschaftete Weiden und Wiesen als Futtergrundlage schlicht konkurrenzlos: Hochwertiges Raufutter ist einerseits preiswert und andererseits exakt auf die Wiederkäuermägen abgestimmt. Klar ist aber auch: Grossrahmige, anspruchsvolle Hochleistungskühe lassen sich mit Raufutter allein nicht halten. Dabei ist der Trend zu grösseren Kühen mit weiter steigender Milchleistung nicht nur in der Holsteinzucht ungebrochen. Für Betriebe, die mit Raufutter wirtschaften und den Kraftfutteranteil minimal halten wollen, ist das eine enorme Herausforderung.
Nun gab und gibt es aber immer auch engagierte Milchviehbetriebe, die sich die Mühe machen, für ihren Standort und ihre Wirtschaftsweise passende Tiere zu züchten. Dank einem beharrlich verfolgten Zuchtziel sowie über Jahrzehnte erworbener Erfahrung haben diese Betriebe Kuhfamilien und Herden aufgebaut, die etwas ganz besonders gut können: betriebseigenes Raufutter bestens verwerten, daraus angemessene Milchleistungen bringen und dies bei robuster Gesundheit, Fruchtbarkeit und langer Nutzungsdauer. Das bringt Ruhe in die Herde, senkt Kosten und Aufwand.
Mit genau solchen Betrieben entwickelten das FiBL, Bio Suisse und Swissgenetics das Projekt «Bio-KB-Stiere». Das Ziel war die Selektion von KB-Stieren, die sich optimal für eine Betriebsstrategie eignen, die auf Raufutter setzt: mit viel Weide, Heu, Emd und Grassilage.
Nicht nur für Bio interessant
Schweizer Knospe-Biobetriebe sind dazu verpflichtet, den Kraftfutteranteil auf maximal 5 Prozent zu begrenzen und nur Futter aus der Schweiz zu füttern. Für sie sind darum die gut angepassten Bio-KB-Stiere besonders interessant. Darüber hinaus erscheint die weide- und raufutterbasierte Milch- und Fleischproduktion als zukunftsweisende Stossrichtung für alle Betriebe in einer Zeit sich verändernder Märkte. Sie minimiert die Abhängigkeit von Kraftfutterzukäufen, senkt die Nahrungsmittelkonkurrenz und fördert das Tierwohl, auf das die Öffentlichkeit verstärkt schaut: mit einer wiederkäuergerechten Fütterung, gesunden und langlebigen Tieren.
Die Bio-KB-Stiere eignen sich damit grundsätzlich für alle Betriebe, deren Kühe das Optimum aus dem Raufutter herausholen sollen, ohne sich durch zu hohe Leistungen und einen zu hohen Grundumsatz vorzeitig zu verausgaben.
Exzellente Stierenmütter
Die Züchterfamilien stellen den Nachwuchs ihrer besten Stierenmütter zur Verfügung. Und die Messlatte im Projekt liegt hoch: Alle Tiere stammen von Biobetrieben, auf denen die Mütter im Sommer mindestens 50 Prozent ihres Futters auf der Weide fressen, maximal 300 kg Kraftfutter pro Jahr erhalten und höchstens einmal im Leben ein Antibiotikum benötigt haben. Beste Eutergesundheit mit konstant tiefen Zellzahlen, eine effiziente Raufutterverwertung, gute Milchleistung und lange Nutzungsdauer sind damit der Standard.
Eine weitere Besonderheit des Projekts sind die detaillierten Informationen über die Herkunftsbetriebe: Jeder Betrieb wird auf der Projekt-Webseite ausführlich porträtiert.
Entspannt vorbestellen: So reserviert man die Bio-KB-Samendosen
Zurzeit sind vier Stiere aus dem Bio-KB-Projekt im Standardangebot der Swissgenetics-Besamungstechniker: Titano (BS), Ceasar und Zoggel (OB) sowie Enyo (SF). Die Samendosen der anderen Stiere müssen vorbestellt werden, und zwar spätestens drei Wochen im Voraus. Im Bio-KB-Katalog erkennt man diese Stiere am roten «R» neben dem Namen. Der Katalog kann als PDF-Dokument heruntergeladen werden (siehe weiterführende Informationen) oder wird auf Anfrage per Post verschickt (Kontakt am FiBL siehe Kasten rechts). Wichtig zu wissen: In Zukunft werden die meisten Bio-KB-Stiere nur noch über Reservation erhältlich sein, auch fast alle neuen.
Reservieren kann man die Samendosen der «R»-Stiere online bei Swissgenetics. Nach Auswahl der Rasse (in der Menüleiste oben) findet man die Bio-KB-Stiere am einfachsten über den «Feinfilter», rechts unterhalb des Balkens «Stiereigenschaften». Nachdem man den Feinfilter angeklickt hat, erscheint der Balken «Labels». Klickt man auch diesen an, kann man in der Liste das Label «Bio-Stier (FiBL)» auswählen. Nun werden nur die Bio-KB-Stiere angezeigt. Zum Reservieren nutzt man das kleine Warenkorb-Symbol beim gewünschten Stier und löst am Ende die verbindliche Bestellung aus.
Damit das rechtzeitige Bestellen nicht in Stress ausartet, kann man dies auch für einige Monate im Voraus tun: Nachdem die Entscheidung getroffen ist, welche Kühe man dieses Jahr mit welchem Stier besamen lassen möchte, bestellt man die entsprechende Anzahl Samendosen eines reservierungspflichtigen Stiers. So weiss der Besamungstechniker, welche Samendosen er für diesen Betrieb dabeihaben muss. Wer unsicher ist, kann auch die Besamungstechniker oder die Besamungstechnikerinnen um Hilfe bitten.
Autorinnen: Verena Bühl und Anet Spengler Neff, FiBL
Dieser Artikel ist in der Bündner Bauer Zeitschrift Nr. 41 | 2023 erschienen
Weiterführende Information
Bio-KB-Stierenkatalog
Swissgenetics (Website)